Niemand soll sagen können, die Stadt Hannover würde sich nicht um das Ihme-Zentrum kümmern. Laut Pressemitteilung der Verwaltung sind zwei Millionen aus einem Förderprogramm des Bundes eingeworben worden. [1]
Um es vorweg zu sagen, die Bewohner und Wohnungseigentümer im Ihme-Zentrum freuen sich über das Engagement der Stadt. Sie hätten sich vielleicht gewünscht, vor einem Gang an die Presse von Seiten der Verwaltung informiert worden zu sein. Aber man kann nicht alles haben. Dennoch würden sie sich natürlich sehr freuen, wenn dies eine Initialzündung für die tatsächliche Revitalisierung des Ihme-Zentrums wäre. Allein, es fehlt der Glaube.
Der Glaube daran, dass die zwar für jeden von uns unvorstellbare Summe von zwei Millionen den Großeigentümer Projekt IZ Hannover GmbH (ehemals PSK Projekt Steglitzer Kreisel) dazu bringt, tatsächlich ein Vielfaches dieser Summe in die Hand zu nehmen, um die Revitalisierung voranzubringen. Der Glaube daran, dass dies auch noch so schnell geschieht, wie es beim Verbrauch derartiger Mittel im Allgemeinen notwendig ist. Und der Glaube daran, dass es am Ende nicht doch nur ein Placebo der Stadt ist um sagen zu können, man hätte ja alles in seiner Macht Stehende getan aber die Eigentümer im Ihme-Zentrum wollten ja nicht. Denn das haben wir schon 20xx durchgemacht, als die Stadt vorgab mit europäischen Fördermitteln den Ihmeuferweg sanieren zu wollen. Was damals sowohl an praktischen Vorgaben wie auch an den zeitlichen Restriktionen scheiterte.
Denn genau das ist auch dieses Mal zu erwarten. Erinnern wir uns kurz zurück. In einer Sitzung des Ausschusses für Angelegenheiten des Oberbürgermeisters wurde am 08.12.16 ein Zeitplan präsentiert, der eine Beendigung der Revitalisierung für 2020 andachte. Bislang gibt es jedoch noch nichts, als bunte Bilder einer rosigen Zukunft. Geschweige dann, dass auch nur ein Stein bewegt worden wäre.
Das ist nach gegenwärtiger Beschlusslage im Ihme-Zentrum auch nicht zu erwarten. Hier wurde – auf Wunsch des Großeigentümers – bislang nur beschlossen, dass die Fassadensanierung entlang der Blumenauer Straße bis zur Bauantragsreife geplant werden darf. Allein schon, dass er es abgelehnt hat, diesen doch eigentlich kleinen und technisch leicht zu realisierenden Teil – die kompletten Arbeiten an der Fassade – zur Abstimmung zu bringen, lässt arge Zweifel daran aufkommen, dass das Gesamtprojekt überhaupt angegangen werden soll.
Doch das wäre noch nicht einmal ein Problem. Beschlüsse lassen sich im Ihme-Zentrum aufgrund der Tatsache, dass der Großeigentümer eine ausreichende Mehrheit hat, nahezu alles im Ihme-Zentrum beschließen lassen zu können, wäre es bei entsprechendem Willen sogar machbar.
Das eigentliche Problem ist die Zeit. Und die Tatsache, dass das Ihme-Zentrum eines beim besten Willen nicht brauchen kann: Den nächsten Schritt zu einer Ruine aufgrund einer neuen, unbeendeten Baustelle. Denn was passiert, wenn aus welchen Gründen auch immer eine durch das Ihme-Zentrum geschlagene Schneise nicht zum Abschluss geführt wird? Es entsteht – diesmal in der Substanz des Ihme-Zentrums – eine Situation, wie sie jetzt schon entlang der Blumenauer Straße zu beobachten ist. Das kann niemand wollen. Und wie dieses Aufbrechen des Ihme-Zentrums für die von der Stadt gewünschte Durchwegung ohne einen massiven Einschnitt und unabhängig von einer umfassenden Baumaßnahme realisiert werden soll, das hat noch niemand erklärt. Auch wie die Kostenschätzung von 5,3 Mio. dafür zustande kommen, wo es noch nicht einmal wirklich mehr als Zeichnungen gibt, ist ebenfalls schleierhaft.
Und wenn die Verwaltung meint, dass sie mit diesem eingeworbenen Geld tatsächlich weitere bis zu 200 Millionen beim Großeigentümer „locker machen“ kann, sollte sie sich daran erinnern, dass sie momentan gegen einen Beschluss der Wohnungseigentümer klagt, die 50 Millionen für die schon jetzt als notwendig erachteten Arbeiten zum Erhalt des Ihme-Zentrums vom Großeigentümer fordern.
Auf jeden Fall ist ihr Glaube zumindest stärker als unserer. Aber zum Glauben ist auch eigentlich die Kirche da.
BLIZ – Bürgerinitiative Linden-Ihmezentrum
Thomas Ganskow
[1] www.presseservice-hannover.de <https://presse.hannover-stadt.de/pmDetail.cfm?pmid=6496>